Samstag, 8. März 2014

Rezension: Eine Liebe zwischen den Zeiten

Im Advent hatte ich schon einmal ein Buch von Sabine Neuffer gelesen. Es hieß "Das Glück ist eine Baustelle" und ich mochte es sehr. Es war genau die Art leichter, rosaroter und humorvoller Liebesroman mit einigen Kompliziertheiten am Anfang und einem süßen Happyend zum Schluss, die ich mag. Also erwartete ich einen ähnlichen Inhalt, als ich mich bei Blogg dein Buch für ihr neues Buch "Eine Liebe zwischen den Zeiten" bewarb. Und hatte im Hinterkopf zudem eine meiner allerliebsten Liebesgeschichten: "Die Frau des Zeitreisenden". Doch nichts von alledem traf zu. "Eine Liebe zwischen den Zeiten" ist ganz anders - und richtig gut! 
 
Bildquelle: Blogg dein Buch.de
 
Alles beginnt in London. Lea ist Anfang 30, als sie die Nachricht erhält, die ihr kaum bekannte Großmutter in Deutschland sei verstorben und hätte ihr ein Haus hinterlassen. Um die Erbschaft zu regeln, steigt sie ins Flugzeug und macht sich auf nach Braunschweig. Das Haus ist noch genauso düster und leblos, wie sie es in Erinnerung hatte und so beginnt sie erst einmal, es von Staub und allerlei Gerümpel zu befreien. Als sie die vollgestopften Mülltüten im kleinen Verschlag unter der Treppe deponieren will, hört sie draußen plötzlich ein lautes Rumpeln. Vorsichtig schaut sie sich um - und erkennt das Haus und die Stadt kaum wieder. Als sie schließlich nur ein paar Straßen weiter auf Hakenkreuzfahnen und Soldaten in SS-Uniformen trifft, zweifelt sie stark an ihrem Verstand. Verwirrt und von einem kleineren Zwischenfall verletzt flieht sie zurück ins Haus ihrer Großeltern, in dem sich zu dieser Zeit jedoch eine Arztpraxis befindet. Sie wird herzlich aufgenommen und medizinisch versorgt, bevor sie panikartig im Verschlag unter der Treppe verschwindet - und im Braunschweig von heute wieder ankommt. Völlig überfordert traut sie sich nicht, jemandem von diesem Erlebnis zu erzählen und würde es am liebsten sofort wieder vergessen. Ein kleiner Teil von ihr hat jedoch Feuer gefangen und möchte mehr erfahren. Unter dem Vorwand, der Verkauf des Hauses gestalte sich komplizierter als gedacht, vertröstet Lea ihren Londoner Verlobten Brian und verlängert ihren Aufenthalt in Deutschland. Als sie erneut ins Braunschweig der Nazizeit zurückkehrt, wird ihr klar, warum sie noch einmal hierher kommen wollte: Der jüdische Arzt Daniel hat etwas in ihr geweckt, sie hat sich verliebt. Während ihr schlechtes Gewissen Brian gegenüber sie nicht loslässt und sie immer neue Ausreden vor Daniel erfinden muss, wenn sie plötzlich verschwindet und wieder auftaucht, braut sich das düsterste Kapitel deutscher Geschichte über ihr zusammen und droht, ihr alles zu entreißen, was ihr lieb und teuer ist...

Eine Liebe zwischen den Zeiten war wieder einmal ein Buch, für das ich meinen Nachtschlaf geopfert habe, weil ich es einfach nicht zur Seite legen konnte. Lea war für mich eine absolute Identifikationsfigur: Genauso alt wie ich, mit ihrem leben recht zufrieden, wird sie plötzlich aus ihrem Alltagstrott gerissen und weiß nicht mehr, wo oben und unten, was richtig und falsch ist. Leas Zerrissenheit und Angst, aber auch ihre Faszination an dieser ganzen besonderen Situation konnte ich richtig gut nachempfinden. Auch alle anderen Figuren waren absolut authentisch gezeichnet, ich fand an keiner Stelle eine Person oder Szene übertrieben oder unrealistisch dargestellt. Vor allem aber fand ich die Auflösung des Ganzen wunderbar gelungen! Kein Happyend im klassischen Sinne und vor allem kein Ausspielen eines Mannes gegen den anderen wie leider viel zu oft anderswo. Viel zu schnell war diese schöne Geschichte ausgelesen, trotz der 335 Seiten. Ich freue mich schon auf das nächste Buch von Frau Neuffer und danke dem Verlag Dotbooks fürs Probelesen!

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